Der Dialog zwischen Christen und Muslimen ist manchmal einfacher als der zwischen Flüchtlingshelfern und Politik. Das wurde auf dem 32. Rundgespräch deutlich
„Wer satt zu Bett geht, während sein Nachbar hungert, ist nicht von uns!“. So zitierte Khadija Alkhatib den Propheten Mohammed auf dem 32. Rundgespräch. Alkhatib war Englischlehrerin und Moderatorin in Syrien, bis sie 2016 mit ihren drei Kindern ihr Land über die Balkanroute verlassen musste. Seit etwas über einem Jahr lebt sie mit einem sogenannten „subsidiären Schutzstatus“ in Dillingen, seit diesem Monat arbeitet sie an der Mittelschule Höchstädt. Am Abend des 12. Februar 2019 waren 80 Interessierte aus dem gesamten Landkreis in das Kath. Kirchenzentrum St. Ulrich gekommen, um zu hören, was eine junge, freiwillig kopftuchtragende Frau zum Thema Islam zu sagen hat.
Überraschende Erkenntnisse über den Islam
Für viele dieser Zuhörer mag es eine Überraschung gewesen sein, als Alkhatib erzählte, dass vor dem Krieg in Syrien viele Religionen zu Hause waren und ein friedliches Miteinander zwischen Christen und Muslimen herrschte. Die junge Frau zog dabei erstaunliche Parallelen zwischen den beiden großen Weltreligionen: Wo Jesus Christus seinen Anhängern das Wort „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ aufträgt, da zitiert sie die Aussage des Propheten Mohammed, dass niemand ein „Gläubiger“ sei, „so lange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht“.
Auf dieser Grundlage kann ein interkultureller Dialog stattfinden. Khadija Alkhatib berichtete davon, dass es für sie in Deutschland selbstverständlich sei, wenn ihre Kinder in Kindergarten und Schule mit dem Christentum in Kontakt kämen und auch gelegentlich an Gottesdiensten teilnähmen – und zeigte wie zum Beweis Bilder von Weihnachtsbäumen und Osterlämmern in der Familie vor. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass die eigenen Wurzeln verleugnet werden, zum Beispiel der Fastenmonat Ramadan und die damit verbundenen Speisen, der zu den „Fünf Säulen des Islam“ gehört.
Andererseits nahm Alkhatib in ihrem Vortrag auch kein Blatt vor den Mund und berichtete von einem „politischen und wirtschaftlichen Islam“, von dem sie sich klar distanzierte: „der Islam als himmlische Religion fordert Liebe und Toleranz“, sagte sie. In diesem Zusammenhang kam in der anschließenden Diskussion natürlich auch die Kopftuchfrage auf. Für Alkhatib ist dies eine Frage des Glaubens – woraufhin Gastgeber Georg Schrenk ergänzte, dass es für seine Großmutter vor 60 Jahren auch unmöglich gewesen wäre, sonntags ohne Kopftuch die Messe zu besuchen.
Helfer erneuern Kritik an Flüchtlingspolitik
Im Anschluss an Khadija Alkhatibs engagierten Vortrag nahm sich Peter Grab, der wissenschaftliche Mitarbeiter von MdL Johann Häusler (Freie Wähler), den Sorgen der anwesenden Flüchtlingshelfer an. Die bayerischen Flüchtlingshelfer kritisieren seit Jahren eine überbordende Asylbürokratie, welche oft mit vielen Schikanen verbunden ist und die Probleme vor Ort tendenziell noch vergrößert statt löst. Konkret bemängelten die Helfer Probleme bei der Beurkundung von Geburten und Heiraten, vor allem im Ausland und die nach wie vor bestehenden Ankerzentren, welche sie als „menschenunwürdig“ einstufen. Außerdem erneuerten sie ihre Kritik an der restriktiven Vergabepraxis von Arbeitserlaubnissen für Flüchtlinge mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit und an der Pflicht zur Passbeschaffung in den Botschaften der Herkunftsländer. Viele Flüchtlinge haben Angst, diese aufzusuchen, da sie dann Repressionen gegen noch in ihrer Heimat lebende Verwandte befürchten. Unser 1. Vorsitzende und Koordinator Georg Schrenk kritisierte außerdem einige Inhalte des Koalitionsvertrages zwischen CSU und Freien Wählern. Peter Grab bedankte sich bei den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz und versprach, dass ihre Sorgen durch Johann Häusler ernst genommen werden würden.