Vier Säulen für ein besseres Miteinander

Bild Spielzeugfiguren (c) Evangelisches Schuldekanat Schorndorf-Waiblingen|CC BY 2.0|www.flickr.com

1. Ein menschenwürdiges Leben ermöglichen

Seit dem Schengener Abkommen herrscht Reisefreiheit in Europa. Für uns ist es normal geworden, im Sommer nach Italien zu fahren, im gesamten Kontinent frei herumreisen zu können und mit einer Währung zu bezahlen. Was für uns eine Urlaubsreise ist, ist jedoch für ca. 60 Millionen Menschen auf der Welt ein Kampf auf Leben und Tod. Keiner von ihnen verlässt seine Heimat, seine Freunde und Familie, weil ihm gerade der Sinn danach steht. Keiner von ihnen weiß, ob er lebend in Europa ankommen wird.

Das deutsche Grundgesetz gibt vor, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Die Würde des Menschen, nicht die der Deutschen. Wir als Unterstützergruppe "Asyl/Migration Dillingen a.d.D." e.V. können die Situation in den Herkunftsländern nicht ändern. Aber wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Situation hier vor Ort in Dillingen zu bewegen und zu verändern. Jeder Flüchtling hat einen Anspruch auf eine menschenwürdige Behandlung, egal wo er herkommt, egal unter welchen Umständen er geflohen ist, ob er ein sogenannter „Wirtschaftsflüchtling“ ist oder ein „echter“ Kriegsflüchtling.

Dieser Anspruch ist nicht selbstverständlich. In verschiedenen anderen Ländern Europas werden Flüchtlinge in Gefängnisse gesteckt, geschlagen und brutal misshandelt. Wir wollen unseren Flüchtlingen nicht nur ein warmes Willkommen geben, sondern alles dafür tun, dass sie als anerkannte Mitbürger Teil unserer Gesellschaft werden können.

2. Hilfe zur Selbsthilfe

Deutschland ist eine leistungsorientierte Gesellschaft. Das bedeutet, dass im Gegensatz zu den beziehungsorientierten Gesellschaften der meisten Herkunftsländer hier alles seinen Preis hat. Dies müssen die Flüchtlinge erst lernen. Unsere Hilfe ist und bleibt kostenlos, aber sie fordert und fördert die Menschen. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, dass wir die Flüchtlinge bei der Bewältigung des für sie oft fremden Alltags zwar begleiten, nicht aber ihnen die alltägliche Arbeit abnehmen. Wir halten die Flüchtlinge dazu an, ihre Wohnungen sauber zu halten, für gemeinsame Koch- und Putzpläne in den Asylunterkünften zu sorgen, regelmäßig Deutsch zu lernen und mit ihrem Taschengeld verantwortungsvoll umzugehen. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet aber auch, dass Flüchtlinge, die bereits länger in Deutschland leben, sogar bereits anerkannt sind, aufgerufen sind, anderen Flüchtlingen zu helfen. „Flüchtlinge helfen Flüchtlingen“, so entsteht ein großes Netzwerk. Am Ende soll jeder anerkannte Asylbewerber nach zwei bis drei Jahren Unterstützung ein selbstständiges Leben in Deutschland führen können. Eines Tages werden wir dann nicht mehr Paten „unserer“ Flüchtlinge sein – sondern gute Freunde.

3. Integration

In einigen europäischen Ländern wird Flüchtlingen nicht geholfen, sondern sie werden weggesperrt, ausgegrenzt, physisch misshandelt. Diese „Lösung“ scheint auf den ersten Blick „billiger“. Auf den zweiten Blick fördert sie jedoch nur die Entstehung von Parallelgesellschaften und kulturellen Verständnisproblemen. Deswegen wollen wir als Unterstützergruppe "Asyl/Migration Dillingen a.d.D." e.V. uns für die Integration der anerkannten Asylbewerber einsetzen. Dazu gehört in allererster Linie das Erlernen der deutschen Sprache. Wer sich weigert, Deutsch zu lernen, wird von uns nicht unterstützt. Unsere Helfer kommunizieren nur dann auf Englisch oder Französisch mit den Flüchtlingen, wenn es unbedingt notwendig ist. In zweiter Hinsicht bedeutet Integration, die Flüchtlinge anzunehmen und mit hineinzunehmen in unsere Häuser, in unsere Gesellschaft. Wir organisieren Veranstaltungen, die das Gemeinschaftsgefühl der Flüchtlinge untereinander sowie die Verbundenheit mit Deutschen stärken. Dazu zählen zahlreiche Veranstaltungen, die selbstverständlich auf Deutsch stattfinden. Auch Sportvereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration. Unser Ziel ist es, dass anerkannte Asylbewerber am Ende ihrer Unterstützung nicht alleine auf sich gestellt sind, sondern echte Freunde gefunden haben.

4. Toleranz

„All men are created equal“, verkündet die amerikanische Unabhängigkeitserklärung stolz – doch einige sind gleicher. Es hat auch bei uns gedauert, bis sich der Gleichheitsgrundsatz durchsetzen konnte. Insbesondere bei der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt es auch in Deutschland noch Probleme. Denn sobald jemand anders ist als der direkte Nachbar, schreckt dies ab. In Dillingen gibt es leider immer noch viele Vorbehalte gegen Flüchtlinge, von latenter Skepsis bis zu offener Fremdenfeindlichkeit. Wenn wir für unsere anerkannten Asylbewerber ein menschenwürdiges, selbstbestimmtes Leben möglich machen wollen, so bedeutet dies auch, diese Vorbehalte abzubauen. Und das geht nur durch Kontakt. Mit ausgewählten Asylbewerbern gehen wir deswegen an Schulen, halten Vorträge, organisieren Ausstellungen. Jeder Mitbürger ist eingeladen, sich selbst vor Ort zu informieren und zum Beispiel einmal eine Asylunterkunft zu besuchen. Nur wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, wird möglich, was sich alle Flüchtlinge von Europa erhofft haben: ein Leben in Frieden, Freiheit und Sicherheit.

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