Rund 800.000 Asylsneuanträge erwartet das BAMF nach der neuesten, vor kurzem veröffentlichten Prognose. Dabei ist es bereits jetzt völlig überfordert: über 50.000 Asylbewerber warten bereits seit einem Jahr auf die Entscheidung über ihren Asylantrag.
Auf der kommunalen Ebene sieht es nicht besser aus, denn solche Fälle gibt es auch in Dillingen. Sie machen deutlich: es reicht! So kann es mit der Versorgung nicht weitergehen! Der Staat lässt uns Ehrenamtliche mit den Problemen vor Ort allein. Alle Unterstützerkreise und Asylhelfer im Landkreis Dillingen an der Donau haben deshalb am 18. August einen gemeinsamen offenen Brandbrief an EU-Kommission, Bundesrepublik und Freistaat Bayern geschrieben. Wir warnen eindrücklich: wenn sich jetzt nichts tut, werden die Unterstützerkreise in zwei Jahren ihre Arbeit einstellen müssen!
Update: Nachdem sich nach wie vor nichts tut und einigen Politikern in Europa nichts besseres einfällt, als in Ungarn wieder einen Eisernen Vorhang zu bauen, hat unser Koordinator noch mal einen neuen Brief an das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Berlin geschrieben, den Sie hier lesen können.
"In diesem Rennen hecheln und schwitzen die Länder, Kommunen und die vielen Freiwilligen. Alle haben einen Puls von 190. Und der Bund sitzt auf der Zuschauertribüne, beobachtet das Spektakel und feuert uns an. Das kann nicht sein", sagte der Innenminister von Nordrhein-Westfalen vor kurzem dem Handelsblatt. Genau in dieser Situation befinden wir uns: vor der Anerkennung des Asylantrages werden Flüchtlinge in Deutschland nicht unterstützt. Dies fördert zwangsläufig die Entstehung von sozialen Brennpunkten, isoliert die Flüchtlinge von der Zivilgesellschaft und verhindert jede Integration. Gäbe es die ehrenamtlichen Asylhelfer nicht, die Flüchtlinge würden nicht einmal Deutsch lernen. Der Staat handelt grob fahrlässig, wenn er dies zulässt und sich allein auf die ehrenamtlichen Helfer verlässt.
Noch dazu hat die EU im Jahr 2013 nicht den Friedensnobelpreis bekommen, um Tag für Tag Menschenleben an den Küsten des Mittelmeeres ertrinken zu lassen. Weil sie in eigentlich längst überwunden geglaubten Nationalismen verharren, konnten sich die EU-Staate bis heute nicht auf einen fairen Verteilungsschlüssel für die Flüchtlinge einigen. Die bestehende Dublin-III-Regelung überfordert einige wenige Anrainerstaaten samt deren Zivilgesellschaften, während sich der deutsche Staat bequem zurücklehnen kann. Die meisten Flüchtlinge dürfen nicht hierherkommen, und sollten sie es doch einmal nach Deutschland schaffen, dann kümmern sich ja die Ehrenamtlichen darum.
Wir fordern daher endlich eine strukturierte Asylpolitik, die sich um die Flüchtlinge kümmert und ehrenamtliches Engagement unterstützt. Wir sind eines der reichsten Länder der Erde. Wer, wenn nicht Deutschland, sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen?