Die Integrationslotsin des Landratsamts Dillingen, Alexandra Bronnhuber, hatte die Ehrenamtlichen der Unterstützergruppe Asyl/Migration Dillingen a.d.D. e.V. zu einem Erfahrungsaustausch in den Sitzungssaal des Landratsamts eingeladen. 23 Flüchtlingshelfer/innen waren der Einladung gefolgt. Unter der Leitung von Georg Schrenk, dem Vorsitzenden und Koordinator der Dillinger Ehrenamtlichen, und der strikten Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen tauschte man sich über die aktuelle Situation und Hoffnungen für die Zukunft aus.
Im Mittelpunkt standen Themen wie die Corona-Impfung, Passbeschaffung, Familienzusammenführung, Ausbildung und Nachhilfe sowie die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die Ehrenamtlichen berichteten von ihren täglichen Erfahrungen aus dem telefonischen und schriftlichen Kontakt zu den Geflüchteten. Die Pandemie lässt persönliche Kontakte weiterhin zur Ausnahme werden.
Gerade die vom BAMF zur Identitätsfeststellung geforderte Beschaffung von Pässen der Herkunftsstaaten für Geflüchtete mit subsidiärem Schutzstatus ist für den Großteil der Geflüchteten eine Zumutung und führt nicht selten dazu, dass Traumata, die man als überwunden ansah, wieder aufbrechen. Georg Schrenk warf die Frage in den Raum, ob es zumutbar sei, dass z.B. von den Geflüchteten aus Eritrea beim Besuch diplomatischer Vertretungen dieses Staates eine Reueerklärung sowie die lebenslange Zahlung einer „Aufbausteuer“ von 2% an das Herkunftsland verlangt wird? Diese Steuer könne zwar in Deutschland nicht eingetrieben werden, würde dann aber den im Herkunftsland verbliebenen Angehörigen abgenötigt. Ebenso hält er es für mehr als fragwürdig, dass Geflüchtete aus Syrien genötigt würden, die syrische Botschaft in Berlin aufzusuchen und dem System, vor dem sie geflohen sind, untertänigst eine hohe Passgebühr zu bezahlen, die von der Regierung in Syrien garantiert nicht für den Wiederaufbau des Landes, sondern für „andere Zwecke“ verwendet wird. Ferner würden Geflüchtete zur Passbeschaffungen vom BAMF zu mitunter weit entfernten Botschaften geschickt, die zur Zeit wegen der Coronavirus-Pandemie überhaupt nicht geöffnet seien.
Der Koordinator berichtete von seinem Informationsaustausch mit dem Bayer. Innenministerium, das die Ansicht vertrete, die von Geflüchteten geschilderte Unzumutbarkeit der Passbeschaffung müsse von örtlichen Ausländerbehörden als Einzelfallentscheidung beurteilt werden. Auch in Fragen der Familienzusammenführung würden von den zuständigen Stellen im Inland aber auch in den deutschen Botschaften oft unnötig hohe bürokratische Hürden aufgebaut, die keinesfalls mit dem im Grundgesetz verankerten Schutz von Ehe und Familie oder der UN-Kinderrechtskonvention in Einklang stünden.
Dass sich die Suche nach Wohnungen für Geflüchtete, insbesondere solcher, die den Bedürfnissen einer Familie gerecht werden, aufgrund der allgemein angespannten Marktlage nicht einfach gestaltet, war ein weiterer Gesprächspunkt. Leider gebe es dafür kaum Lösungsansätze. Hierbei seien auch die Kommunen gefordert.
Die Ehrenamtlichen sind außerdem der Ansicht, gerade jüngere Geflüchtete sollten die Weiterbildungs- und Nachhilfeangebote noch intensiver nutzen. Alle waren sich einig, dass auch nach vier Jahren Aufenthalt die Integration bei weitem noch nicht abgeschlossen sei. Übereinstimmend stellte man fest, dass die hauptamtlichen Stellen für die Flüchtlingsarbeit intensiv in Anspruch genommen werden sollten. Auf die Frage des Moderators, was die Teilnehmer/innen von der weiteren Arbeit erwarten würden, kam die einhellige Antwort, trotz aller Widerstände durchhalten zu wollen, damit „wir es wirklich schaffen“.
Mit einem Dank an die Integrationslotsin und der Aufforderung, die Geflüchteten von der Impfteilnahme zu überzeugen sowie Kontakt untereinander zu halten, beendete Georg Schrenk diese denkwürdige Veranstaltung in Corona-Zeiten!